Der amerikanische Rockmusiker und Musikproduzent, er bevorzugte die Bezeichnung «Ton-Ingenieur», war einer, der es Mitmenschen oft nicht leicht machte, ihn zu mögen. Diese Einschätzung weicht ab von der geltenden Nachrufregel de mortuis nihil nisi bene, über Tote rede man nur gut. Doch Steve Albini eignet sich als Ausnahme – er selbst urteilte im Alter hart über Dinge, die er zuvor gesagt und getan hatte. Dennoch hat er das, was man keeping it real, sein Ding durchziehen, nennt, gepflegt bis zu seinem Tod infolge Herzinfarkts vergangene Woche.
«Nie zuvor habe ich vier Kühe gesehen, die so willig waren, an ihren Nasenringen geführt zu werden», sagte er über die Mitglieder der Pixies, nachdem er ihr stilprägendes Alternative-Rock-Album «Surfer Rosa» produziert hatte (1988). Trotz seines Hangs, sich nach getaner Arbeit über Künstler lustig zu machen, mangelte es ihm nie an Aufträgen – er soll nach eigenen Angaben Tausende Langspielplatten produziert haben. Immer mit dem Ziel, den Sound möglichst so aufzunehmen, wie ihn die Musiker in seinem Studio in Chicago erzeugten: roh und unverfälscht.
Darunter das vielbeachtete Debüt «Rid of Me» von PJ Harvey, einer britischen Rocksängerin und Songschreiberin (1993); ein Kritiker der New York Times hob die «sägenden Gitarren» hervor sowie die, unüblich für ein wichtiges Album, dahinter eingesetzte Singstimme. Spätestens danach war der in Kalifornien geborene, in Montana aufgewachsene Albini der Produzent, den die angesagtesten Rockgrössen verpflichten wollten.
Nirvana etwa, das Superstar-Grunge-Trio, über das Albini zuvor gesagt hatte, es sei nicht mehr als
«R. E. M. mit einem Verzerrer» (eine verhältnismässig gefällige amerikanische Gitarrenband). Dennoch, oder deshalb, fragte ihn Bandleader Kurt Cobain, dem mit «Nevermind» ein Welterfolg gelungen war, für die nächste Platte an. Albini sagte zu – nachdem er ihm Verbesserungsvorschläge sowie seine Arbeitsbedingungen zugestellt hatte. Er soll auch festgehalten haben, er wolle bezahlt werden «wie ein Spengler», mittels eines vereinbarten Betrags also, statt einer Beteiligung an den Verkäufen. Eine solche hätte ihn reich gemacht, von «In Utero» wurden fünfzehn Millionen Tonträger verkauft (sein Lohn soll aber deutlich höher gewesen sein als der eines Spenglers).
Albini, der auch hart urteilte über die Gier von Musikindustriemanagern, war ein Punk geblieben, was sein Geschäftsmodell anging. Aber auch seine eigene Musik, etwa mit den Bands Big Black oder Rapeman (für den Namen schäme er sich, sagte er später). Selbst spielte er vor kleinem Publikum, die grosse Bühne überliess er Kunden. Dieser Tage erschien das neue Album seiner Band Shellac – seine Musik und seine Ehefrau überlebten ihn. Im Wortsinn.